26.02.2017

Ich habe gemalt

Nach langer Diskussion mit mir selbst kam ich zu dem Schluss, Blogeinträge müssen sich nicht immer übertreffen. Über ganz alltägliche, vermeintlich unwichtige Dinge zu schreiben hilft vielleicht auch beim Leben-in-den-Griff-kriegen.

So habe ich also letzte Woche viel Zeit damit verbracht, zu malen. Auszumalen. Und Abzumalen.

Zu Weihnachten bekam ich von entfernten Verwandten, die sogar für Personen, für deren Verwandschaftsverhältnis es schon keinen Namen mehr gibt, etwas kaufen, ein kleines Buch geschenkt, Meine wundervolle Welt der Mode - Postkarten. Darin sind, wer hätte es gedacht, Postkarten mit Modemotiven zum Anmalen und Zeichnen.

Doch zunächst habe ich am Montag dieses Bild gemalt, das jetzt am Schminkspiegel "hängt":


Ein Satz, der immer wieder in meinem Gehirn auftaucht, mit den Filzstiften gemalt, die vor kurzer Zeit wieder in meiner Schublade aufgetaucht sind. "Ihr kotzt mich alle an!" ist hierbei die Alternative zu "Ihr fuckt mich alle ab!" gewesen. Die bessere Alternative.
Dazu musste die Rolling Stones-Zunge, spiegelverkehrt und leicht verfremdet abgezeichnet werden. Das Zungerausstrecken ist eine ungewollte Parallele zum Erbrechen im Satz geworden, eigentlich sollte auch sie für den "totalen Abfuck" stehen.

Aber in einem durchdringenden Zungenrot gut gelungen, wie ich finde.
 

Dann habe ich mich an das Buch gewagt, die erste Seite war diese, die ich dann gestaltete.


Ein schönes Hippiekleid mit etwas unpassender blauer Taille.

Darauf folgten dann diese unglaublich extrem total hässlichen Strumpfhosen. In Neonfarben. Die mittlere würde ich noch gerade so in Betracht ziehen zu tragen, aber links und rechts? No way. Strumpfhosen in knalligen Farben sind nicht meins. Vielleicht habe ich aber auch nur knallig als zu sehr knallig-neon interpretiert. Wer weiß.



Darauf kamen dann Schuhe.


Ich hatte leider keine helle Braun um Korkabsätze zu malen. Ziemlich schade. Die meisten Schuhe würde ich anziehen, mit Ausnahme der Ballerinas, aus denen ich aufgrund meiner schmalen Füße wahrscheinlich herausfallen würde. Und der grüne Stiefel. Warum der so unpassend aussieht? Er war als letztes noch weiß, und ich wollte ihn nicht einfarbig malen. Grün war noch zu wenig insgesamt vorhanden und die Vorzeichner hatten einen Fehler gemacht. Hinten bei der Ferse fehlt die Sohle. Der Absatz endet ganz verwirrend im Nichts. 2D geht so, laufen kann man aber nicht.

Und zum Schluss etwas, auf das ich sehr stolz bin:


Allein der Hut war vorgezeichnet, und man sollte sich überlegen, wie das Mädchen wohl ausschaut. Ich habe sie mir leicht schüchtern und smart nach rechts zwinkernd vorgestellt, mit vielen Grübchen und einem Hut mit Punkten.


Vielleicht ist dieses Buch ja doch kreativer als ich dachte. Und ich mit ihm.

Aber Entscheidungen treffen fällt immer noch schwer, die Auswirkungen sind nur beim Malen nicht so schlimm. Auf mein Bauchgefühl hören kann ich auch immer besser. Und entspannend ist Anmalen allemal.
So verstehe ich auch immer besser warum der Trend der Mandalas und Ausmalbilder für Erwachsene entstanden ist. Aber kaufen würde ich sowas trotzdem nicht.


Bye
Caro

PS: Kommentiert gerne eure Meinung, Thesen und um welche Uhrzeit ihr Sonntags am liebsten hier Blogeinträge lesen wollt. (Dafür einfach auf Keine Kommentare/Kommentar veröffentlichen klicken.)

19.02.2017

Mich nervt meine Musik


Es ist schon über 7 Jahre her, da fing ich an Querflötespielen zu lernen. Vor zwei Jahren kam dann Piccolo hinzu. (Ist eine kleine Querflöte, für die, die nichts wissen. Hah.) In den letzten Jahren habe ich dann mehrere Leistungsabzeichen abgelegt. Junior, Bronze und Silber, Gold dürfte ich in einem Jahr mit Ausnahmegenehmigung machen. Aber das will ich nicht. Nicht mehr.

Mich nervt die Musik und das drumherum momentan. Deswegen folgt hier ein Meckerbeitrag. Aber danach positives In-die-Zukunft blicken.

Ich bin damals in die Kapelle und zu einem Projektorchester gegangen, weil ich mit Leuten zusammenspielen wollte, die besser sind als ich. Aber was ist damit? Nix. Ich bin immernoch die Beste, und auch wenn sich das jetzt komisch anhört, das nervt. Ich will wieder Herausforderungen, wieder zu Leuten aufschauen, wieder mit Leuten zusammen Musik machen, die mehr können als ich. Ich will nicht immer sagen, dass ich irgendwas einfach finde, ich will mir auch wieder denken, wie man das nur so locker spielen kann.

Und mich stört die Musik. Seit knapp acht Jahren spiele ich Blasmusik. Festzeltmusik, also Polkas und Märsche, sich keine Herausforderung mehr. Immer die Gleiche Tonart, Taktart und der Gleiche Aufbau. Ich spiele auch moderne Musik, also Filmmusik, aus Musicals, solche Sachen. Aber Arrangements für Kapellen und Orchester. Und Blasmusik kann nicht energiegeladen, kann nicht Null-Bock Stimmung. Dramatik kommt eher zur Geltung, aber meine Musik ist das nicht.

Außerdem langweilt mich, und es ist schwer sich das einzugestehen, mit der Zeit auch mein Instrument. Jedes Instrument hat etwas, worauf es ausgelegt ist. Querflöte zum Beispiel, spielt meistens im Vordergrund Melodien in sehr hohen Tonlagen, oft zusammen mit der Klarinette. Querflöten braucht man in Kapellen, in der Blasmusik, und auch in Symphonieorchestern. Und auch wenn Jethro Tull in Sachen rockiger Querflötenmusik gut war, hier auf dem Land ist davon wenig zu spüren.
Als Solistin an der Querflöte spielt man nur Variationen in C-moll von Bach oder die Etüden von Händel.

Wenn ich genauer darüber nachdenke, es gibt noch Herausforderung. Aber die bleiben gleich. Läufe sind in Querflötenstimmen sehr beliebt, und auch wenn Sechzehntelläufe spielen eine Herausforderung bleibt, wenn ich zum zweihundersten Mal einen Lauf üben muss, ist es auch langweilig.

Ich glaube es ist an der Zeit für etwas anderes. Umbruchsstimmung hängt immer in der Luft und schnürt einem irgendwann die Kehle ab. Seit etwa einem Jahr überlege ich, wie es weitergehen könnte. Jetzt steht der Plan, aber Pläne sind auch dafür da, sie zu missachten.

Ich will, wer hätte es gedacht, etwas ganz anderes. Bass. Im Hintergrund, Akkorde, Bassschlüssel, Rockmusik. Musik von einer anderen Seite betrachten.

Bis das neue Schuljahr anfängt dauert es noch lang, ich muss noch einige Leute überzeugen, und doch will ich mal auf anderen Bühnen stehen, eine andere Seite der Musik erleben. Die, die meiner Meinung nach näher am Leben ist.

LG Caro

PS: Kommentiert gerne euer Verhältnis zu Musik, eure neuen Vorhaben oder was euch momentan nervt.

12.02.2017

Kommentare im Internetz und Reallife

Freitag, 17:00

 Ich betrete den Raum, aus dem schon lautes Gelächter, Gerede und Geschrei tönt. Ein paar Jugendliche von zehn bis vierzehn sind schon da. Zusammen wollen wir Collagen gestalten, uns unterhalten. Ein, zwei Stunden zusammensitzen. Die Zeit könnte schön werden, aber heute Abend sind meine besten Freundinnen nicht da. Alle jünger als ich, wir unterhalten uns und basteln.

Als ich nach Hause komme, habe ich wieder einmal den Glauben an die Jugend verloren. Nein, so schlimm war es doch nicht. Aber es hat sich eine Theorie bestätigt, die ich schon seit einiger Zeit habe.

 Im Internet wird sich oft beklagt. Das ist gut so, jeder kann seine Meinung sagen und somit sagen, was ihn stört. So zum Beispiel dieses Video von BeHaind (https://www.youtube.com/watch?v=VvyOdYlCEfI), wo er zusammen mit HandofBlood die Kommentarkultur im Internet anprangert.

Den Grund für beleidigende, niedermachende Kommentare sehen sie in der räumlichen Entfernung zwischen Kommentarschreiber und Kommentarleser.
"[...] dass man Sachen sagt, die man im echten Leben nicht mal seinem schlimmsten Feind sagen würde."
 Und hier sehe ich den großen Fehler in der Argumentation vieler Menschen. Denn das, dieses Sachen sagen, die man sich im echten Leben nicht trauen würde, stimmt bei vielen Jugendlichen nicht.

Viel zu oft höre ich Ausrufe wie: "Ich bring dich um!" oder "Geh sterben!" von Leuten in meinem Alter. Die Hemmungen fallen nicht nur im Internet, auch im "Reallife", wo wir uns dann doch nicht so einfach aus dem Weg gehen können, beleidigen sich Jugendliche ohne Anstand und Moral.

 Doch woran liegt es, dass es für viele kein Problem mehr ist, Leuten, die ihnen einen Klebestift weggenommen haben, den Tod zu wünschen. (Die Verbindung zwischen Klebestift und Tod muss hier besonders hervorgehoben werden. Zu verrückt. Ich kann das immernoch nicht fassen. Klebestift -> Tod?!)

 Möglichkeit 1: Kommt diese Bereitschaft, Leute zu beleidigen aus dem Internet? Denken manche, dass, was im Internet vermeintlich klar geht, auch so gesagt werden kann? Falls das so ist (was ich bezweifle), wäre eine mögliche Lösung, solche Personen im Internet nicht zurückzubeleidigen, sondern ihnen aufzuzeigen, dass ordentlicher Austausch nur mit Argumenten und Respekt zustande kommt.

 Möglichkeit 2: Fehlt es den Jugendlichen, die andere beleidigen, an guter Erziehung? Haben ihre Eltern zu wenig dafür getan, dass sie (möglicherweise auch nur am Esstisch, aber immerhin) Anstand besitzen. Falls das so ist, sollten Eltern härter durchgreifen und sich nicht als Kumpels, sonder als Erziehungsberechtigte (was sie ja auch sind) profilieren? Ich denke schon.

  Möglichkeit 3: Lernen Jugendliche ihr Verhalten von anderen, deren Eltern in punkto Erziehung versagt haben? Beleidigen sie wegen Gruppenzwang, um zu den vermeintlich Coolen zu gehören? Oder, 3.2, begeben sich manche auf dieses Niveau, um mit jenen in Diskurs zu treten? Das wäre, meiner Meinung nach, ein Desaster, aber auch unwahrscheinlich. Wir können nur hoffen, dass diese Jugendlichen irgendwann Selbstreflektion betreiben und reifer werden. Und sich als Erwachsene Menschen dann mit Anstand unterhalten können. Wobei auf so einen Sinneswandel recht wenig deutet. Und das ist furchtbar schade ...

So saß ich also freitagabends auf der Couch, desillusioniert und sah doch meinen Verdacht, dass Menschlichkeit nicht mehr nur im Internet fehlt, bestätigt.

Dramatische Dinge gehen vor, behaltet euer Gehirn

LG
Caro

PS: Kommentiert gerne eure Erfahrungen, Thesen und Meinungen!