Das hier wird meine erste Buchrezension mit Kommentar. Ein
Buchkommentar?
Der Ratgeber "How to be Gay" von James Dawson,
erschienen im Fischerverlag, erklärt alles, was im
Sexualkundeunterricht nicht gesagt wurde. James Dawson stellt sich
als ehemaliger Lehrer gegen heteronormative Aufklärung von Schülern
und Pubertierenden und schreibt unverblümt über das Queer-sein.
Bevor ich hier irgendwelche "Fachbegriffe" schreibe,
kommt erstmal eine Übersicht. Mit denen kann man immer gut angeben
und sich auskennen macht immer Spaß. Bildung ist wichtig! Oder auch
nicht.
An Sexualitäten gibt es (außer Hetero):
Lesbisch. Frauen die auf Frauen stehen.
Schwul. Männer die auf Männer stehen.
Oder Homosexuell. Personen die auf das gleiche Geschlecht stehen.
It's the same.
Bisexuell. Personen, die auf Männer und Frauen stehen.
Pansexuell. Personen, die auf alles von Mann bis Frau stehen. Und
auf alles stehen heißt hier nicht auf jeden, heißt es nie, sondern
niemanden schon aufgrund seines Geschlechts/seiner
Geschlechtsidentität aus dem Partnernest zu schmeißen. Oftmals wird
Pansexuell auch als "achtet nur auf den Charakter"
beschrieben. Da schwingt aber ein wenig mit, dass bei anderen
Sexualitäten garnicht auf den Charakter geachtet wird, was natürlich
nicht so ist.
Asexuell. Personen, die kein Verlangen nach sexueller Aktivität
haben. Der Begriff ist dehnbar, kuscheln kann auch schon dazugehören.
Transsexuell. Personen, die das Gefühl haben, im falschen
Geschlecht geboren zu sein.
Daneben gibt es für jeden nicht nur irgendwas-sexuell, sonder
auch irgendwas-romantisch. Ich kann also asexuell und
heteroromantisch sein, was kein sexuelles Verlangen, aber romantische
Gefühle zu (für mich) Männern bezeichnen würde.
Und noch eins, irgendwas-gender.
Transgender. Benehmen sich nicht ihrer traditionellen
Geschlechterrolle entsprechend.
Cisgender. Benehmen sich ihrer traditionellen Geschlechterrolle
entsprechend.
Der Großteil der Menschheit ist also Cisgender und weiß nichts
davon.
Tolles Phänomen.
Bevor ich jetzt auf die restlichen Schilder, mit denen man sich
betiteln kann, zu schreiben komme, kurz zum Buch.
Behandelte Themen sind Klischees, Angst, Hass, Coming-out, die
Szene, Sex und Familie sowie Telefonnummern und Adressen, die Hilfe
anbieten.
Dawson gibt mit viel Humor und Insiderwissen, ohne ein Blatt vor
den Mund zu nehmen und mit humorvollen Grafiken Antworten auf Fragen,
die sich sicher mehrere Jugendliche stellen.
Lesenswert ist „How to be Gay“ für alle Jugendlichen, die
nicht hetero/cis sind. Für euch ist das ein grandioses, einfühlsames
Buch, das viel Mut zuspricht, sich auszuleben wie man ist. Aber auch
für pubertierende Wesen, die wissen wollen, was es noch gibt, ist
dieses Buch empfehlenswert. Ihr werdet zwar nur kurz nach dem ersten
Kapitel angesprochen, jedoch mit der Aufforderung gerne weiter zu
lesen, Heteros die sich für queere Personen einsetzen werden immer
gebraucht. Und auch Eltern werden angesprochen, mit Tipps mit dem
Coming-out ihrer Kinder umzugehen.
Ein Thema im Buch, welches mich sehr bewegt hat, war das mit den
Etiketten. Oder Hüten. Egal wie man es nennt, sich selbst in eine
Schublade zu stecken, damit andere sein Wesen besser verstehen
können, hat etwas einengendes. Dawson sagt völlig richtig, wie viel
besser die Welt doch wäre, wenn wir uns nicht mehr betiteln müssten.
Doch auch im Bereich der Betitelung sexueller Interessen gibt es
Wörter für das Sich-nicht-entscheiden-wollen. Curios (C) oder
Neugierig (N) bezeichnet dabei die, die nicht wissen welches Etikett
sie von homo bis hetero tragen sollen. Queer steht nicht nur für
unentschieden auf welches Geschlecht man steht, sondern auch welches
Geschlecht man selbst ist.
Für alle, die sich selbst in keine Schublade stecken können oder
wollen, gibt es sehr verschiedene Möglichkeiten, mit Fragen nach der
eigenen Sexualität umzugehen. Das verrückte daran ist, dass die
fragende Person euch alles glauben wird, was ihr sagt. Dann liegt es
an euch, ob ihr Lügen über euch verbreitet, keine Antwort gebt,
ehrlich seid, oder eine lange Diskussion über die Notwendigkeit von
Schubladen anfangt. Und falls ihr mit Arschlöchern zu tun haben
solltet, deren Weltbild so eng gestrickt ist, dass jedes aus der
Reihe fallen eine nette Schlägerei einbringt, seid selbstbewusst.
Wenn ihr weder hetero noch homo seid, ist euer Weg noch nicht so
geebnet und vorgezeichnet. Ihr braucht Mut euch nicht schwarz oder
weiß zuzuordnen sonder grau. Oder pink, türkis, glitzer. Wir können
alle alles sein.
Live long and prosper
Caro
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen