12.03.2017

Doch keine Rezension

Das hier wird meine erste Buchrezension mit Kommentar. Ein Buchkommentar?
Der Ratgeber "How to be Gay" von James Dawson, erschienen im Fischerverlag, erklärt alles, was im Sexualkundeunterricht nicht gesagt wurde. James Dawson stellt sich als ehemaliger Lehrer gegen heteronormative Aufklärung von Schülern und Pubertierenden und schreibt unverblümt über das Queer-sein.
Bevor ich hier irgendwelche "Fachbegriffe" schreibe, kommt erstmal eine Übersicht. Mit denen kann man immer gut angeben und sich auskennen macht immer Spaß. Bildung ist wichtig! Oder auch nicht.
An Sexualitäten gibt es (außer Hetero):
Lesbisch. Frauen die auf Frauen stehen.
Schwul. Männer die auf Männer stehen.
Oder Homosexuell. Personen die auf das gleiche Geschlecht stehen. It's the same.
Bisexuell. Personen, die auf Männer und Frauen stehen.
Pansexuell. Personen, die auf alles von Mann bis Frau stehen. Und auf alles stehen heißt hier nicht auf jeden, heißt es nie, sondern niemanden schon aufgrund seines Geschlechts/seiner Geschlechtsidentität aus dem Partnernest zu schmeißen. Oftmals wird Pansexuell auch als "achtet nur auf den Charakter" beschrieben. Da schwingt aber ein wenig mit, dass bei anderen Sexualitäten garnicht auf den Charakter geachtet wird, was natürlich nicht so ist.
Asexuell. Personen, die kein Verlangen nach sexueller Aktivität haben. Der Begriff ist dehnbar, kuscheln kann auch schon dazugehören.
Transsexuell. Personen, die das Gefühl haben, im falschen Geschlecht geboren zu sein.
Daneben gibt es für jeden nicht nur irgendwas-sexuell, sonder auch irgendwas-romantisch. Ich kann also asexuell und heteroromantisch sein, was kein sexuelles Verlangen, aber romantische Gefühle zu (für mich) Männern bezeichnen würde.

Und noch eins, irgendwas-gender.
Transgender. Benehmen sich nicht ihrer traditionellen Geschlechterrolle entsprechend.
Cisgender. Benehmen sich ihrer traditionellen Geschlechterrolle entsprechend.
Der Großteil der Menschheit ist also Cisgender und weiß nichts davon.
 Tolles Phänomen.
Bevor ich jetzt auf die restlichen Schilder, mit denen man sich betiteln kann, zu schreiben komme, kurz zum Buch.
Behandelte Themen sind Klischees, Angst, Hass, Coming-out, die Szene, Sex und Familie sowie Telefonnummern und Adressen, die Hilfe anbieten.
Dawson gibt mit viel Humor und Insiderwissen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und mit humorvollen Grafiken Antworten auf Fragen, die sich sicher mehrere Jugendliche stellen.
Lesenswert ist „How to be Gay“ für alle Jugendlichen, die nicht hetero/cis sind. Für euch ist das ein grandioses, einfühlsames Buch, das viel Mut zuspricht, sich auszuleben wie man ist. Aber auch für pubertierende Wesen, die wissen wollen, was es noch gibt, ist dieses Buch empfehlenswert. Ihr werdet zwar nur kurz nach dem ersten Kapitel angesprochen, jedoch mit der Aufforderung gerne weiter zu lesen, Heteros die sich für queere Personen einsetzen werden immer gebraucht. Und auch Eltern werden angesprochen, mit Tipps mit dem Coming-out ihrer Kinder umzugehen.
Ein Thema im Buch, welches mich sehr bewegt hat, war das mit den Etiketten. Oder Hüten. Egal wie man es nennt, sich selbst in eine Schublade zu stecken, damit andere sein Wesen besser verstehen können, hat etwas einengendes. Dawson sagt völlig richtig, wie viel besser die Welt doch wäre, wenn wir uns nicht mehr betiteln müssten. Doch auch im Bereich der Betitelung sexueller Interessen gibt es Wörter für das Sich-nicht-entscheiden-wollen. Curios (C) oder Neugierig (N) bezeichnet dabei die, die nicht wissen welches Etikett sie von homo bis hetero tragen sollen. Queer steht nicht nur für unentschieden auf welches Geschlecht man steht, sondern auch welches Geschlecht man selbst ist.
Für alle, die sich selbst in keine Schublade stecken können oder wollen, gibt es sehr verschiedene Möglichkeiten, mit Fragen nach der eigenen Sexualität umzugehen. Das verrückte daran ist, dass die fragende Person euch alles glauben wird, was ihr sagt. Dann liegt es an euch, ob ihr Lügen über euch verbreitet, keine Antwort gebt, ehrlich seid, oder eine lange Diskussion über die Notwendigkeit von Schubladen anfangt. Und falls ihr mit Arschlöchern zu tun haben solltet, deren Weltbild so eng gestrickt ist, dass jedes aus der Reihe fallen eine nette Schlägerei einbringt, seid selbstbewusst. Wenn ihr weder hetero noch homo seid, ist euer Weg noch nicht so geebnet und vorgezeichnet. Ihr braucht Mut euch nicht schwarz oder weiß zuzuordnen sonder grau. Oder pink, türkis, glitzer. Wir können alle alles sein.


Live long and prosper
Caro

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